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Praise Jah!

Aufgewachsen bei Zeugen Jehovas. Ein Erfahrungsbericht eines ehemaligen Zeugen.

Es ist eine ganz eigene Welt. Eine behütete, geschlossene Gemeinschaft - eine Familie, in der sich alle als Schwestern und Brüder bezeichnen. Geleitet werden die einzelnen Gemeinden von den sogenannten „Ältesten“, die wiederum unter der Führung der leitenden Körperschaft stehen. In wöchentlichen Zusammenkünften in einem Königreichssaal lernen sie über das, was in der Bibel geschrieben steht. Zudem setzen sie sich im Bibelstudium, angeleitet durch den Wachtturm, eine Zeitschrift der Organisation, mit biblischen Inhalten auseinander, um Gottes Wort im Predigtdienst in die Welt zu tragen.

Die Bibel ist vielleicht die größte existierende Mistranslation, das größte Misunderstanding sowohl als auch das größte Misreading. Es gibt nicht nur unterschiedliche Überlieferungen der Bibel, sondern zudem unterschiedliche Interpretationen und Deutungen des Geschriebenen. Die Zeugen Jehovas verwenden die „Neue Welt Übersetzung der Heiligen Schrift“, da sie Gottes Eigennamen gebraucht, genau übersetzt ist und für ein klares Verständnis sorgt.

Doch warum sind die Glaubenslehren der Zeugen in vielen Aspekten so anders, als die anderer Religionen? Feiertage, wie Weihnachten, Ostern oder Geburtstage, sind für sie nicht biblisch belegt und werden somit nicht zelebriert. Die Bluttransfusion schlagen sie aus, da es in der Bibel heißt, Blut stehe für das Leben (5. Mose 12:23) und man solle sich von Blut enthalten (Apostelgeschichte 15:28, 29). All diese Verhaltensregeln stützen sich auf das Wort Gottes und doch unterscheiden sich die religiösen Ansichten drastisch.

„Die Zeugen glauben an die Vernichtung des gegenwärtigen Systems der Dinge und an das ewige Leben auf einer paradiesischen Erde.“ - ehemaliger Zeuge

Was passiert, wenn man aufhört zu glauben und sich plötzlich die komplette Weltanschauung verändert? Wie geht man damit um, seine eigenen Ansichten erstmals im jungen Erwachsenenalter zu entwickeln? Was macht das mit einem?

Die Zeugen Jehovas gestalten auf Grundlage der Bibel ein eigenes Weltbild. Das Austreten aus dieser Organisation erfordert ein Neuverständnis vom Leben, eine Neudeutung des Sinn des Lebens und das Hinterfragen des eigenen Norm- und Wertesystems. Es bedarf einer eigenen Translation des Gelernten auf das neu zu konstruierende Weltbild.

Diese Mistranslation behandele ich im Rahmen meines Projekts. Entstehen wird eine fiktive Wachtturm-Ausgabe mit einem Erfahrungsbericht eines ehemaligen Zeugen. Angereichert werden die Seiten mit einem erweitertem Portrait des Ausgeschlossenen. Das Zeitschriftenformat bildet einen Rahmen für das Lebenskapitel als Zeuge Jehovas. Der Wachtturm als Gestaltungsvorlage steht für alte Denkmuster und Prägungen, die es zu durchbrechen gilt. Der Inhalt der Zeitschrift thematisiert eine reflektierte Betrachtung der Bibel und das neu zu formende Weltbild.

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